Warum Erwachsene durch Musik ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln – und wie ein guter Lehrer diesen Prozess gezielt unterstützen kann

Die Lesezeit beträgt etwa 8-10 Minuten.


Einleitung


Viele Erwachsene kommen mit dem gleichen Satz in den Musikunterricht:

«Ich habe immer davon geträumt, Musik zu machen – aber wahrscheinlich ist es jetzt zu spät.»


Hinter solchen Sätzen steckt fast immer mehr als nur die Frage nach dem Alter. Es geht um Schulerfahrungen, Perfektionismus, das Gefühl von «Ich bin nicht gut genug» – und die Angst, sich wieder der Kritik auszusetzen.


Genau hier zeigt Musik ihre besondere Kraft: Sie verbindet Körper, Emotion und Denken. Sie ermöglicht es, sich selbst neu zu erleben – nicht über Leistung, sondern durch Erfahrung. Das Ergebnis: mehr Selbstvertrauen, mehr Ruhe und ein neues Gefühl von: «Ich kann das.»


Hier zeige ich dir, warum Musik das Selbstbewusstsein Erwachsener so stark stärken kann – und welche Rolle ein guter Lehrer dabei spielt.



Musik als geschützter Raum: endlich etwas tun, ohne bewertet zu werden


Der Alltag Erwachsener ist geprägt von Bewertung: Arbeit, KPI, Prüfungen, Bewerbungsgespräche. Räume, in denen man etwas Neues ausprobieren darf, ohne gleich benotet zu werden, gibt es kaum.


Gut gestalteter Musikunterricht bietet genau das:

Einen Ort ohne Leistungsdruck, ohne Zeugnisse, ohne die Frage: «Was bringt mir das beruflich?»


Der Fokus liegt auf ganz anderen Fragen:

– Was hast du beim Spielen gefühlt?

– Was klappt heute besser als letzte Woche?

– Wo merkst du, dass du dir langsam mehr zutraust?


Für viele Erwachsene ist das ungewohnt. Zum ersten Mal seit Jahren dürfen sie lernen, Fehler machen, neu anfangen – und niemand zieht sofort ein Urteil.

Allein das gibt Sicherheit:

«Ich darf Neues lernen, ohne mich ständig beweisen zu müssen.»



Spürbare Fortschritte: der Beweis, dass Entwicklung immer möglich ist


Einer der stärksten Effekte entsteht durch sichtbare Fortschritte.

Viele Erwachsene glauben innerlich: «Das mit dem Lernen ist vorbei – was ich kann, kann ich. Jetzt geht es nur noch ums Verwalten.»


Musik widerspricht dieser Idee direkt. Wer regelmässig übt, merkt oft schon nach ein paar Wochen:


– Die Finger werden beweglicher.

– Rhythmen, die unmöglich wirkten, fangen an zu funktionieren.

– Aus Geräuschen wird Musik.


Das Gehirn bekommt eine eindeutige Botschaft:

«Ich bin lernfähig. Auch mit 35, 50 oder 70.»


Und das bleibt nicht nur in der Musik: Viele meiner Schüler trauen sich plötzlich an neue Projekte heran – eine Weiterbildung, ein Jobwechsel, ein kreatives Vorhaben.

Musik wird zum geschützten Ort, an dem Mut wachsen darf.



Alte Geschichten überschreiben: Musik wirkt auch emotional


Selbstvertrauen ist nicht nur ein Skill-Thema, sondern auch emotional geprägt.

Viele Erwachsene tragen Erfahrungen mit sich:


– «In der Schule hat man mich ausgelacht, als ich falsch gesungen habe.»

– «Der Lehrer hat gesagt, ich bin unmusikalisch.»

– «Ich durfte bei Aufführungen nie mitmachen.»


Musikunterricht kann solche Prägungen vorsichtig umschreiben.

Wenn jemand erlebt:


«Ich treffe Töne. Ich halte den Rhythmus. Ich spiele etwas, das berührt» –

dann verändert sich auch das innere Selbstbild.


Aus «Ich war nie musikalisch» wird:

«Ich habe den Mut gefunden, es nochmal zu versuchen – und jetzt klappt es wirklich.»



Selbstbewusstsein durch Präsenz: sich zeigen, ohne perfekt zu sein


Eine grosse Hürde für viele Erwachsene ist nicht die Technik, sondern das Gesehen- oder Gehört werden:


– vor jemandem spielen,

– im Unterricht Fehler machen,

– die eigene Unsicherheit nicht verstecken können.


Musikunterricht kann eine sanfte, aber wirkungsvolle Präsenz-Schule sein.

Man lernt dort:


– weiterzuspielen trotz Nervosität,

– kleine Fehler auszuhalten, ohne innerlich zu kollabieren,

– nach einem Patzer nicht aufzuhören, sondern wieder einzusteigen.


Das ist wie ein Testlauf für den Alltag:

Präsentationen, wichtige Gespräche, Konflikte.

Wer in der Musik übt, «trotzdem dazubleiben», entwickelt ein ganz neues Selbstbewusstsein:

«Ich darf sichtbar sein, auch wenn nicht alles perfekt ist.»



Persönliches Beispiel: eine Geschichte aus meinem Unterricht


Ich sehe das regelmässig in meiner Arbeit.


Eine Schülerin – etwa 40 Jahre alt – kam zu mir mit den Worten:

«Ich bin total unbegabt. In der Schule war ich in Musik immer die Schlechteste. Ich weiss gar nicht, warum ich hier bin.»


Schon beim ersten Ton war spürbar, wie sehr sie sich innerlich zurückhielt. Jeder Versuch war begleitet von einem «Sorry!» – selbst wenn sie nur eine Note gespielt hatte, die etwas leiser war.


Wir begannen mit ganz einfachen Übungen:

Kleine, klare Melodien. Fokus auf Klang, nicht auf Fehler.

Und Aufgaben, die sicher zu schaffen waren.


Ein paar Wochen später sagte sie:

«Ich habe gestern gespielt, mein Mann kam ins Zimmer, hörte zu und sagte: “Moment mal… das bist DU?”»


In diesem Moment klang ihre Stimme ganz anders.

Kein Stolz im Sinne von: «Ich bin jetzt Pianistin».

Sondern dieses leise Staunen:

«Ich kann das wirklich.»


Genau da passiert Selbstbewusstsein. Nicht als Konzept, sondern als Erfahrung.

Ich habe etwas gemacht, vor dem ich Angst hatte – und ich bin nicht daran zerbrochen. Im Gegenteil.



Die Rolle des Lehrers: nicht bewerten, sondern begleiten


Musik kann heilen – oder verletzen.

Und das hängt oft an einer Person: dem Lehrer oder der Lehrerin.


Gerade im Unterricht mit Erwachsenen ist entscheidend:


– Biografie verstehen

Da sitzt kein «weisses Blatt», sondern ein Mensch mit Geschichte, Ängsten, Mustern und Stärken.


– Prozess statt Person bewerten

Nicht: «Du bist musikalisch / unmusikalisch».

Sondern:

«Letzte Woche war diese Stelle schwierig. Heute klappt der erste Teil schon sehr flüssig – grosser Fortschritt.»


– Erklären, wie erwachsenes Lernen funktioniert

Wiederholung, Pausen, langsame Etappen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern die Art, wie unser Gehirn langfristig lernt.


– Erfolgserlebnisse bewusst einbauen

Gute Aufgabenstellung sorgt dafür, dass regelmässig etwas gelingt – ein schöner Klang, ein musikalischer Moment, ein Zusammenspiel.


Jeder dieser kleinen Erfolge ist ein Baustein im Fundament der Selbstsicherheit.



Das Drumherum zählt: Lernen im richtigen Rahmen


Nicht nur der Unterricht selbst, sondern auch das Umfeld macht den Unterschied:


– Zeiten, die zum Berufsalltag passen

– Räume, in denen man sich wohlfühlt (kein Schulzimmer-Flair)

– Kommunikation auf Augenhöhe

– Keine «Pflicht-Auftritte», sondern Optionen, wenn man soweit ist


Wenn dieser Rahmen stimmt, wird Musikunterricht mehr als nur «Techniktraining».

Er wird ein Raum für persönliche Entwicklung – ruhig, aber wirksam.



Ein persönlicher Gedanke zum Schluss


Ich arbeite ausschliesslich mit Erwachsenen – und erlebe fast täglich, wie tief Musik wirkt.

Nicht, wenn jemand plötzlich virtuos spielt.

Sondern wenn jemand sagt:


«Ich höre auf, mich beim Spielen ständig innerlich runterzumachen.»

oder

«Ich schäme mich nicht mehr, wenn jemand hört, dass ich übe.»


Musik verändert nicht nur, wie wir klingen.

Sondern auch, wie wir uns selbst sehen.


In meinem Unterricht baue ich genau dafür den Rahmen:

kein Druck, kein Leistungsdenken, sondern Raum für echtes Lernen im eigenen Tempo – mit Respekt für die Lebensrealität jedes Einzelnen.


Wenn du schon lange darüber nachdenkst, Musik zu machen – aber dich fragst, ob es nicht zu spät ist oder ob du «gut genug» bist:

Mit genau diesen Fragen kommen fast alle meine Schüler zu mir.


In einer ersten Probestunde können wir gemeinsam schauen, wie Musik auch in deinem Alltag Platz finden kann – ganz ohne Stress oder Verpflichtung.


Musik ist ein stiller, aber starker Weg, das Vertrauen in sich selbst wiederzufinden.

Und dafür braucht es keinen «frühen Start», sondern nur einen ehrlichen Anfang.

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Wenn du deine kognitive Gesundheit verbessern möchtest, solltest du in Betracht ziehen, Musikunterricht zu nehmen.

In unserer Musikschule Musik beimir bieten wir Unterricht für Erwachsene an, die dir nicht nur helfen, musikalische Fähigkeiten zu erlernen, sondern auch dein Gehirn zu stärken.


Schliess dich uns an und entdecke die Welt der Musik, die dir hilft, dich intellektuell und emotional weiterzuentwickeln!